Eine neue Flügelmechanik


 

Am Anfang des neuen Milleniums ist eine neue Mechanik für Flügel, die sogenannte "Magnet Balanced Action" abgekürzt MBA, vorgestellt worden. Diese Mechanik ist von Hans Velo und Evert Snel entwickelt worden. Flügel mit dieser Mechanik werden heute durch einige Spitzenpianofabrikanten geliefert. Die MBA ist ebenso lieferbar als Einbausatz in Europa und in den Vereinigten Staten. Diese Mechanik hat nach unserer Meinung sowie der verschiedener Pianisten zahlreiche Vorteile gegenüber Mechaniken von Flügeln, wie sie bis jetzt angewand wurden. Fast alle konventionellenFlügelmechaniken können geändert worden in ein Magnet Balanced Action


Die konventionelle Flügel Mechanik

Im Laufe der Entwicklungszeit des Pianos im 19. Und 20. Jahrhundert hat das Gewicht der Hämmer zugenommen um das Klangvolumen zu erhöhen.

Das wurde erreicht durch die Einführung eines eisernen Rahmens. Dadurch konnte man die Spannung der Saiten erhöhen.

Weil man das Spielgewicht der Tasten dem der Instrumente mit relativ leichten Hämmern anpassen wollte, wurden in die Tasten Gewichte aus Blei eingefügt.

Das Gewicht, das die Hammermechanik in modernen Flügeln auf den hinteren Teil der Taste ausübt, ist oft so gross, das ohne besondere Vorkehrungen das Spielgewicht am vorderen Teil der Taste zu hoch sein würde und auch je nach Taste verschieden.

Die bis heute am meisten benutzte Methode das Spielgewicht einzustellen, ist das Anbringen von Bleigewichten in der Taste. Diese Gewichte werden in der Vorderseite der Taste angebracht, wenn das ursprüngliche Spielgewicht zu gross ist, und an der hinteren Seite, wenn das ursprüngliche Spielgewicht zu niedrig ist. Beim Bass im Piano, zum Beispiel, kann das Spielgewicht ohne Bleigewicht 95 gr. betragen.

Um ein Spielgewicht von 52 gr zu erhalten, der beim Bass ein normaler Wert ist, müssen viele Bleigewichte in der Vorderseite der Taste angebracht werden.

Ein Beispiel einer konventonelle Mechanik ist im nachstehede figur dargestellt.



Die oben genannte Methode hat verschiedene Nachteile sowohl für den Techniker als auch den Pianisten.


Erstens: Das Ermitteln der genauen Stelle und der Zahl der Bleigewichte ist eine zeitraubende Angelegenheit.

Zweitens: Durch die Zunahme des Tastengewichts erhöht sich das Trägheitsmoment. Das beeinflusst die Spielart und insbesondere das dynamische Verhalten der Tasten vor allem für die Tasten im Bassbereich.

Drittens: Diese Methode egalisiert nur das statische Spielgewicht der Tasten.

Viertens: Nach einer bestimmten Gebrauchsdauer des Instrumentes entstehen Furchen in den Hämmern. Dann ist es notwendig, etwas Filz von den Hämmern abzuschleifen zur Entfernung der Furchen. Dadurch aber wird natürlich die ursprügliche Präzision der Balancierung ,die durch das Anbringen der Bleigewichte entstand, gestört.

In der gegenwärtigen Pianotechnik gibt es keine Methode, diese Veränderung oder Veränderungen, die mitunter durch Änderungen der relativen Luftfeuchtigkeit entstehen, auf einfache Weise zu kompensieren.

Fünftens: Mit dieser Methode ist es nicht möglich das Spielgewicht schnell den individuellen Wünschen des Pianisten anzupassen. Das bedeutet, der Pianist muss das ihm zur Verfügung gestellte Instrument mit dem bestehenden Spielgewicht akzeptieren.


So wie schon früher angemerkt, ist es wichtig zu begreifen, dass das Anbringen von Bleigewichten in den Tasten das statische Spielgewicht egalisiert, genauer, es gilt nur bei sich langsam bewegenden oder sich in Ruhe befindenden Tasten.

Wenn das Piano fortissimo und/oder schnell bespielt wird, ist mehr Kraft nötig die Tasten zu bedienen, als beim langsamen Spielen. Die Ursache ist hier das sogenannte Trägheitsmoment der Taste.

Als Beispiel für die nicht so technisch Begabten möge eine perfekt austarierte Waage dienen.

Wenn sich auf den Schalen der Waage keine Gewichte befinden, kann man mühelos die Schalen mit der Hand in beide Richtingen bewegen. Legen wir auf beide Seiten die gleichen Gewichte, ist die Waage wieder in Balance. Auch jetzt ist es ohne viel Kraftanstrengungen möglich beide Seiten rauf und runter zu bewegen. Aber wenn wir probieren das schnell zu tun, fühlen wir einen gewissen Widerstand und müssen darum mehr Kraft ausüben. Die Ursache liegt im physikalischen Gesetz, dass eine Masse in dem Zustand bleiben will, in dem sie sich befindet. Oder anders ausgedrückt: Eine ruhende Masse will ruhen und eine sich bewegende Masse will in Bewegung bleiben.


Zurück zur Pianomechanik.

Obwohl die statische Kraft, die nötig ist, den Hammer zu bewegen, bei 48-52 gr. liegt, ist die erforderliche dynamische Kraft beim lauten oder schnellen Spielen bedeutend höher. Bei dieser Tasten-Geschwindigkeiten verursacht das Anbringen von Blei in der Pianotaste, dass das Spielgefühl Unterschiede zeigt zwischen Tasten mit vielen, wenig oder keinen Bleigewichten.

Das Mass der Tastenträgheit, das der Pianist empfindet, hängt ab vom Abstand der angebrachten Gewichte zum Ort der Balance der Taste. Die Folge ist, dass das Spielgefühl zwischen den Tasten unterschiedlich ist. Zusammengefasst, statisches Ausbalancieren der Tasten gibt dem Pianisten nicht immer ein gleichmässiges Spielempfinden.

Die neue Magnet Balanced Action


Die neue MBA-Mechanik benutzt ein Magnetsystem, das das Tastengewicht egalisiert.

Kurz gesagt: Ein Paar einander sich anziehender Magneten ist an der vorderen Seite der Tasten wirksam und ein Paar sich untereinander abstossender Magneten an der hinteren Seite der Tasten.

Die Anwendung der Magnete wird durch neue, moderne Magnetmateriale möglich gemacht.

Das angewendete Magnetmaterial behält seine magnetischen Eigenschaften sehr lange, viel länger als die Lebensdauer eines Pianos.

Die neue MBA-Mechanik hat verschiedene Vorteile.


Erster Vorteil: Durch die Anwendung von Magneten wird die Gewichtssteigerung der Taste mit den damit verbundenen Nachteilen, so wie ich sie eher erwähnte, vermieden.

Zweiter Vorteil: Die Reibung am Balancepunkt der Tasten wird durch die Abwesentheit von eine grosse Menge Blei in den Tasten und die Wirkung der abstossenden Magneten vermindert.

Dritter Vorteil: Das Spielgewicht kann auf sehr einfache Weise sehr genau eingestellt werden. Dadurch wird ein gleichmässigeres Spielempfinden, sowohl statisch als auch dynamisch, erreicht.

Vierter Vorteil: Mit dieser Methode ist es möglich, den gewünschten Tastendruck beim Spielen abhängig zu machen von der Größe der Tasteneindrucktiefe. Genauer gesagt: Die Taste kann ein niedrigeres Spielgewicht im Anfang gegenüber das Mittelwert haben und ein höhere Spielgewicht gegenüber das Mittelwert haben , wenn die Taste vollkommen gedrückt ist. Das Ergebnis ist eine bessere Kontrole beim Pianissimo-Spiel. Ein positiver Effekt ist auch, dass die Taste schneller in ihre Ausgangsposition zurückkehrt, das heisst, ein höheres Aufgewicht.

Fünfter Vorteil: Wichtig, es ist sehr leicht in kurzer Zeit das Spielgewicht dem jeweiligen Wunsch des Pianisten anzupassen. Praktisch kann das vom Pianisten selbst mit Hilfe einiger Knöpfe an der Vorderseite des Insrumentes vorgenommen werden. Das Spielgewicht kann stufenlos von + 5 Gramm bis - 10 Gramm gegenüber normal eingestellt werden. Im letzten Fall ist das Spielgewicht etwa 20 % reduziert.

Sechster Vorteil: Wartungsproblem. Wenn abgenutzte Hämmer abgeschliffen oder ersetzt werden müssen, kann das Spielgewicht jeder Taste auf einfache Weise neu eingestellt werden. Das ist auch möglich bei Spielgewichtsänderungen, verursacht durch Änderung der relativen Luftfeuchtigkeit.


Das Funktionieren der Magnet Balanced Action


In der folgenden Abbildung sehen Sie eine Skizze einer Basstaste der neuen MBA-Mechanik.




An der Vorderseite der Taste, ungefähr 5 cm vom Balancepunkt entfernt, ist eine Schraube, an der ein Magnet befestigt ist, montiert. Die Magnete sind so angeordnet, dass sie sich anziehen.

Die Anziehungskraft kann durch Änderung des Luftspalts zwischen beiden Magneten abgeglichen werden. Das geschieht durch Drehen einer Schraube in der Taste.


Es sollte einleuchtend sein, dass die Anziehungskraft zwischen den Magneten an der Vorderseite der Taste zunimmt, wenn diese gedrückt wird. Um diesen Effekt zu kompensieren, ist ein weiteres Magnetenpaar angebracht. Ein Magnet ist am hinteren Teil der Taste auf dieselbe Art angebracht wie an der Vorderseite. Gegenüber diesem Magneten ist ein anderer Magnet angebracht und ist an einer senkrecht beweglichen Schiene befestigt. Die Polarisation ist so angeordnet, dass sie sich untereinander abstossen. Das Mass der abstossenden Kraft kann auch hier eingestellt werden durch Änderung des Luftspalts zwischen beiden Magneten, indem man eine Schraube in der Taste verdreht.

Bei ruhender Taste ist der Luftspalt zwischen den sich anziehenden Magneten relativ gross und zwischen den sich abstossenden Magneten relativ klein. Drückt man die Taste, dann nimmt die Anziehungskraft der Magneten an der Vorderseite der Taste zu und die abstossende Kraft der Magneten an der Hinterseite ab. Eine Vergrösserung der Anziehungskraft wird also durch die Abnahme der abstossenden Kraft kompensiert. Wenn bei halb gedrückter Taste die Luftspalte so justiert sind, dass sie gleich sind, ist die Kompensationskraft nahezu gleich beim Tastendrücken.

Machen wir beispielsweise bei ganz eingedrückter Taste die Luftspalte aneinander gleich, dann ist die Kompensationskraft grösser bei ruhender Taste als bei eingedrückter Taste. Dieses hat zur Folge, dass das Startspielgewicht niedriger als das mittlere ist. Wir haben entdeckt, dass in der Praxis diese Justierweise das Spielen, insbesondere das Pianissimo, erleichtert.

Aus dem vorher Erwähnten müsste es deutlich sein, dass die neue Kompensationsmethode je nach Justierweise ein grosses Mass an Flexibilität für die Spielcharakteristik bietet.

Weil die Hälfte der Kompensationskraft durch die abstossende Kraft, die die Taste hebt, verursacht wird, nämlich durch die sich abstossenden Magneten am hinteren Teil der Taste, wird die Reibung am Balancepunkt der Taste vermindert; dieses im Vergleich zu der Mechanik, wo die Kompensation durch Bleigewichte verursacht wird.

So, wie schon früher gesagt, sind die Magneten gegenüber den Magneten der Taste in einer senkrecht beweglichen Schiene angebracht. Die Schiene kann von der Vorderseite des Pianos verstellt werden. Das macht es möglich, das Spielgewicht einer Tastengruppe gleichzeitig zu ändern.

In einer halben Minute kann der Pianist das Spielgewicht nach seinen persönlichen Bedürfnissen einstellen.

Eine vereinfachte Version der MBA ist auch möglich, indem man die Kontrollmöglichkeit an der Vorderseite des Instruments weglässt. Doch ist es in dieser Version noch immer möglich den Tastendruck auf Wunsch des Pianisten zu regulieren. Das aber muss durch einen Techniker vorgenommen werden, der dann die Magneten an jeder Taste individuell einstellen muss.


Einige Meinungen von Pianisten

Martijn van den Hoek:

This action showed an ,,easy-to deal-with " quality, with the possibility of a direct adaptation within shortest possible time. When I was informed about the details and additional possibilities, that can be derived from these, i.e. the quick adjustment of the key weight and the easy maintaining of it, I truly felt that this might be a real contribution to the, more or less perfectioned piano as we know it today.

Paul Komen:

The absolute absence of inertness, especially in the bass register is quite spectacular. It gives a lightness and directness that I never encountered before in a piano action. The sensitivity of its response enables the slightest nuances to be made, thus making this action the ideal tool for approaching one's sound-ideal.

In my opinion this is the greatest invention in a piano action since the double repetition action of Erard. It deserves a widespread application.

Carlos Moerdijk:

At Tuesday the 23rd of March (1999) I made together with Emmy Verhey a recording with your Fazioli. I was very surprised about the touch. When do you make every pianist happy? I think that this invention is of equal importance as the invention of the double repetition action more than a century ago. I hope that many grands will be provided with this magnet action.

Rian de Waal:

By means of this letter I like to express my enthusiasm about the magnet action. The magnet action is a fantastic addition, because it allows the pianist literally ,,to play" with the touch weight of the keys. At days that their has to be studying for 8 hours, a as light as possible touch; at days that Brahms I or Rachmaninow III at the music reading desk is, a as heavy touch as possible in order to train the muscles. Ideal!

Bert van den Brink:

Easy or light playing is from now on not the same as weak and unpredictable, no the keys stick to your fingers independent of the chosen touch weight.

 

Falls sie interessiert sind in einer Vorführung und/oder weitere Information, bitte nehmen Sie kontakt mit mir auf.

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